Und wieder einmal finden wir Veikko irgendwo weit im Westen Deutschlands, diesmal auf dem Flughafen von Düsseldorf. Es ist nachmittag, viertel drei (oder viertel nach zwei, wie man dort in der Gegend sagt), neben mir stehen ein 17-Kilo-Koffer, mein Rucksack und ein zusammengeklappter Sonnenschirm (I love you, Ibiza). Das Ziel ist einfach: Ab nach Hause.
Ein Shuttlebus bringt mich zum niegelnagelneuen Flughafenbahnhof, den ich gegen halb drei erreiche. Schnell zum Auskunftsschalter... doch der ist unbesetzt. Nun ja, für Düsseldorf Flughafen, immerhin ein ICE-Bahnhof, scheinbar die normalste Sache der Welt. Überall spart man Personal, nur ein riesengroßer Fahrkartenautomat grinst mich an. Hm, eine Fahrkarte hab ich, aber ich würd gern wissen, wie ich denn nach Hause komme - tja, lieber Veikko, nicht in Düsseldorf Flughafen. Kümmer Dich gefälligst selbst drum!
Dunkel kann ich mich an eine Internetabfrage erinnern, in der ein Interregio etwa dreiviertel drei (oder viertel vor drei? ;-) ) hier durchfahren müßte. Auf Gut Glück klappere ich die Bahnsteige ab, und siehe da - 14.43 Richtung Glauchau! 10 Punkte für den Kandidaten. Ein paar Minuten später findet man mich mitsamt dem Koffer, dem Rucksack und - nicht zu vergessen - dem Sonnenschirm auf dem Weg gen Heimat. Auch ein Fahrtenblatt finde ich im Zug, und so kann ich mir nunmehr genauere Gedanken über die weitere Fahrt machen - Umsteigen in Eisenach, Umsteigen in Leipzig, und irgendwann gegen 10 Uhr abends in Dresden. Nun ja, Veikko ist zufrieden.
Kurz hinter Essen erhalten wir Reisenden umwerfende Neuigkeiten via Zuglautsprecher: "Sie haben in Dortmund heute außerplanmäßig Anschluß an Intercity 'Dresdner Zwinger' nach Dresden." - Meine Gedanken rasen: Das wär cool. Kein Umsteigen mehr bis Dresden, von der Zeit nimmt es sich wohl gar nichts. Schnell haste ich zum Schaffner, mit zitternden Händen halte ich ihm mein Twen-Ticket unter die Nase: "Ja, die können sie nehmen, ist egal, auf welcher Strecke Sie fahren." Einfach genial, was?
Etwas später steigen Veikko, der Koffer, der Rucksack und der Sonnenschirm in Dortmund aus dem Zug. Ein etwas mulmiges Gefühl beschleicht mich schon, als ich den Interregio abfahren sehe. Na, was solls, frohen Mutes warte ich auf die Ankunft meines Zuges...
Aber der kommt nicht! Keine Durchsage, einfach gar nichts! Nach ner halben Stunde will ich Gewißheit haben und frage die Bahnsteigaufsicht. "Ja, ich weiß auch nicht, was die Düsseldorfer da für Sch... erzählt haben. Sie sind nicht der Erste, der fragt. Der 'Dresdner Zwinger' ist schon lange durch. Da war nie ein Anschluß." Für einen Moment bin ich sprachlos. Soll das etwa heißen, ich bin aus dem richtigen Zug ausgestiegen und...? Hier wage ich nicht weiterzudenken. Nun, der Bahnmensch schaut auch nicht gerade glücklich drein, er entschuldigt sich, was will er auch machen, er kann ja nichts dafür. Enttäuscht laß ich mir die nächste Verbindung nach Dresden geben - mit Umsteigen in Hannover, Magdeburg und Leipzig. Nichts von wegen Reinsetzen und bis abends schlafen. Nee, aller 2 Stunden Umsteigestreß.
Wenigstens komm ich so auch an diesem Tag zu einer ICE-Fahrt. In Hannover hab ich ne halbe Stunde Zeit, so kann ich wenigstens an meinen knurrenden Magen denken. In Magdeburg habe ich sechs Minuten Umstiegszeit, und unser Zug verspätet sich um fünf Minuten. So dürfen denn Veikko, sein schwerer Koffer, der Rucksack und - immer noch zusammengeklappt - der Sonnenschirm durch den ganzen Magdeburger Bahnhof sprinten, um schließlich völlig außer Atem im nächsten Interregio zu landen, der auch sofort abfährt. Nach erfolgloser Suche in 3 Wagen finde ich endlich auch einen Platz, und etwas wehmütig muß ich an mein schönes leeres Abteil im (inzwischen längst angekommenen) "richtigen Interregio" denken. Nach letztmaligem Umsteigen in Leipzig komm ich irgendwann 2 Stunden später als geplant in Dresden an, den Rest bis nach Hause erledigt das Auto.
Und wieder einmal frag ich mich, warum ich nicht den Flieger genommen habe...
P.S.: Auch hier hat es ein Nachspiel gegeben: Die Bahn hat von mir eine Mail bekommen, in der ich meine Reise geschildert habe und um Aufklärung gebeten habe, wie denn so etwas passieren kann, von wegen aus dem richtigen Zug "rausgeschmissen" zu werden und so. Nach ner Woche hab ich erstmal eine Hinhaltemail bekommen, wird geprüft und blabla halt. Dann, ich hatte schon aufgegeben, nach 4 (!) Wochen eine E-Mail mit folgender bahnbrechender (hihi, das Wort paßt gut hierher) Erkenntnis: "An diesem Tage hat kein Anschluß an den Intercity 'Dresdner Zwinger' bestanden." Woher die Durchsage kam, das war - wie sollte es anders sein - natürlich nicht nachvollziehbar. Dann noch eine Floskel, in der ich zwischen den Zeilen gelesen habe, wie blöd ich doch bin, da auszusteigen und die übliche Entschuldigung. Ja, Leute, dafür habt Ihr vier Wochen gebraucht? Daß da kein Anschluß war, das hatte ich Euch ja schon geschrieben (sonst wär ich ja mitgefahren, oder?). Jedenfalls kam ich mir total verarscht vor, und Lufthansa wird sich freuen ;-)...
01.08.2000